Pumptrackmania

Wie kann man zwei Kinder und sein Hobby am besten unter einen Hut bringen? Man baut sich einfach seinen eigenen Pumptrack!

Was ist überhaupt ein Pumptrack?
Die ersten Pumptracks wurden in den 70er bis 80er Jahren, während des BMX Booms, in den USA gebaut. Ein Pumptrack besteht aus einem etwa einen Meter breiten „Track“ der aus Lehm geshaped wird. Der Rundkurs ist mit Wellen, steilen Kurven und optionalen Sprüngen versehen.
Im Gegensatz zum „normalen“ Radfahren, braucht man auf dem Pumptrack nicht zu treten. Indem man das Bike gezielt über die Wellen hebt und anschließend wieder herunterdrückt (pumping!) baut man Geschwindigkeit auf. Um ein Fahrrad durch pumpendes Drücken effizient beschleunigen zu können, benötigt es einen spezifischen Abstand der einzelnen Wellen (Sinuskurven) und spezifische Kurvenradien. Die Schwierigkeit ergibt sich aus der Geschwindigkeit des Fahrers. Je schneller man fährt, desto leichter fliegt man aus der Kurve! 😉

Wie fängt man jetzt am besten an, wenn man einen Pumptrack bauen will?
Erstmal muss die Fläche möglichst eben sein, denn bergauf kann man nur schwer fahren. Also habe ich erstmal 30 Kubik Erde verteilt und alles schön glatt gemacht.
Dann geht es an die Planung. Am Computer zeichne ich die Strecke möglichst genau und übertrage dann alle Maße auf die Fläche. Mit Farbe wird der Track auf dem Boden markiert. Wenn man später den Lehmboden auf die Markierungen kippt, sieht man erstmal nix mehr. Also braucht man auch noch ein paar Stangen mit denen man die wichtigsten Punkte markiert. Aber alles muss so platziert sein, dass man genug Platz hat um mit dem Bagger überall hin zu kommen.
Lange habe ich mich damit beschäftigt, wo ich den richtigen Lehm her bekomme. Normale Erde oder Sand funktioniert nicht, das hält nicht. Nach ein paar Probelieferungen hatte ich endlich die perfekte Mischung gefunden. Jetzt konnte ich die 100 Kubik Lehm bestellen. Das sind knapp 8 (!!) riesige LKW’s.

IMG_4385

Einen Bagger habe ich mir auch besorgt. Um die 100 Kubik von Hand zu verteilen hätte ich sonst Wochen gebraucht. Bagger bzw. Radlader zu fahren ist gar nicht so schwer, aber ganz schön anstrengend und ziemlich rumpelig. Nach dem ersten Tag bin ich noch im Schlaf weitergefahren. Die Kunst ist, den Lehm möglichst genau zu platzieren, damit man später nicht mehr so viel Schippen muss. Bis in die Dunkelheit bin ich mit dem Bagger gefahren, um Platz zu machen für die nächsten LKW Lieferungen. Nachdem der Lehm endlich verteilt war, ging’s ans Shapen.

Dafür braucht man natürlich eine spezielle Schaufel. Meine habe ich mir direkt in USA bestellt: Carbonstahl mit Glasfiberstiel! Ok, eine Bauhausschaufel tut’s auch, aber wenn man den ganzen Tag damit arbeitet, merkt man schon den Unterschied. Auf jeden Fall sollte man etwas Lenkerband um den Stiel wickeln. Einen Bodenverdichter braucht man auch. Den hatte ich gleich mitbestellt. Ein Bodenverdichter mit Motor hat zwar mehr Power, ist aber nur schwer zu bewegen, vor allem in den Kurven. Ich habe mich für einen Handstampfer entschieden, da spare ich mir den Gang in die Muckibude. Erstaunlicherweise hatte ich kaum Blasen an den Händen, aber dafür ordentlich Muskelkater.

IMG_4386

Schon nach ein paar Tagen bin ich aufgeregt über die ersten Hügel gerollt. Man spürt wie man beim Pumpen schneller wird, die Maße scheinen also zu stimmen. Ich bin erleichtert. Immer dran denken: Lieber gezielt planen und genau markieren, als später haufenweise Lehm versetzen zu müssen!
Der Pumptrack ist inzwischen komplett fahrbar, aber noch lange nicht fertig. Jetzt geht es ans Feintuning. Alles muss breiter werden und smoother. Es ist gaaaanz wichtig, dass alle Hügel schön rund sind und die Abstände stimmen. Auch die Kurven müssen super smooth sein. Ansonsten lässt sich nur schwer Geschwindigkeit aufbauen bzw. man „holpert“ über den Track wenn man zu schnell ist.

Einen kleinen Haufen Lehm habe ich noch, aber wahrscheinlich muss ich noch den einen oder anderen LKW bestellen. Die Kids kriegen dann ihren eigenen kleinen Pumptrack (damit Papa’s Pumptrack nicht ständig blockiert ist) und es fehlen natürlich noch ein paar lustige Jumps…

Das Teil macht so viel Spaß, dass ich mich echt frage warum ich so lange mit dem Projekt gewartet habe. Leicht war es nicht. Die 100 Kubik Lehm verteilen und shapen war harte Arbeit. Aber es hat sich gelohnt. Zoé und ihre Freunde rollen mit dem Laufrad über die Hügel und haben tierisch Spaß. Jetzt halten mich zwar alle Nachbarn für bekloppt, aber die meisten wussten das ja schon vorher.

Inzwischen habe ich auch eine Flutlicht Anlage installiert. So kann man auch in der dunklen Jahreszeit seine Runden drehen…

IMG_0200 Wer noch nie Pumptrack gefahren ist kann es sich nur schwer vorstellen, wie anstrengend das ist. Nach nur drei Runden am Stück fällt man K.O. vom Rad. Und das, obwohl mal nichtmal treten muss. Allein durch das Pumpen bewegt man sich vorwärts und wird immer schneller. In den Kurven erreicht man bis zu 3G. Man muss sich total konzentrieren, um nicht aus der Kurve zu fliegen. Bisher bin ich erst ein mal schmerzhaft auf die Nase geflogen (und das war im Dunkeln mit Helmlampe). Normalerweise passiert nix. Wenn man sich mal versteuert, fährt/springt man einfach von der Strecke runter.

Ähnlich wie im Velodrom kriegt man schnell schwere Arme. Aber auch die Beine brennen durch das Pushen über die Hügel. Der ganze Körper ist gefordert, der perfekte Workout.

Und gaaaanz wichtig: Es macht tierisch Spaß!!

Dieser Beitrag wurde unter Cycling, Family abgelegt und mit , , , , verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

2 Antworten auf Pumptrackmania